Zweites Triumvirat in Rom: „Ihre Köpfe wurden auf der Rednertribüne zur Schau gestellt“ - WELT (2024)

Kopf des Tages Zweites Triumvirat in Rom

Um ihre Kräfte nicht im Kampf gegeneinander zu erschöpfen, schlossen die römischen Generäle Antonius, Octavian und Lepidus 43 v. Chr. einen Pakt. Dem Triumvirat „zur Aufrichtung des Staates“ fielen 300 Senatoren und 2000 Ritter zum Opfer.

| Lesedauer: 5 Minuten

Von Berthold Seewald

Freier Autor Geschichte

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Was die Akteure voneinander hielten, zeigte schon ihr Aufzug. Drei etwa gleichstarke Armeen waren aufmarschiert. Als Verhandlungsort ihrer Kommandeure war eine kleine Insel bestimmt worden. Jeder wurde von einer gleich großen Menge Leibwächter begleitet. Vor der Eröffnung der Gespräche untersuchten sie einander, ob nicht doch einer einen versteckten Dolch mit sich führte. Erst dann begann die Besprechung.

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„Sie hassten sich tödlich, heuchelten aber Übereinstimmung“, beschrieb der römische Historiker Cassius Dio das Zusammentreffen der Generäle Marcus Antonius, Octavian und Lepidus Ende Oktober 43 v. Chr. bei Bononia (Bologna). Vielleicht am 11. November stand das Ergebnis fest: Mit einem Pakt auf Zeit wollten sie ihre Rivalität zurückstellen und sich zunächst ihren gemeinsamen Feinden widmen. Als Zweites Triumvirat ist das Bündnis in die Geschichte des Römischen Reiches eingegangen.

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Eigentlich stimmt die Zählung nicht. Triumvirate, auf Deutsch Dreimänner-Kommissionen, die für bestimmte Aufgaben berufen wurden, hatte es in die Römischen Republik schon lange gegeben. Da gab es zum Beispiel die tresviri capitales, denen juristische Aufgaben zufielen, oder die tresviri monetales, die sich um die Münzprägung kümmerten. Dabei handelte es sich um staatlich legitimierte Gremien.

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Im Gegensatz dazu war das sogenannte Erste Triumvirat ein rein privates Unternehmen. 60 v. Chr. taten sich der Feldherr Pompeius, der aufstrebende Politiker Caesar und der ehrgeizige Bankier Crassus zusammen, um ihre Energien nicht im Kampf gegeneinander zu verschwenden, sondern gegen ihre politischen Gegner zu bündeln. Ihr Erfolg dürfte auch den Männern auf der Insel bei Bononia vor Augen gestanden haben. Allerdings wussten sie auch um die zeitliche Befristung der Beziehungen. Crassus verlor gegen die Parther Heer und Leben. Pompeius wechselte ins Lager der Gegner. Seine Niederlage machte Caesar zum Diktator auf Lebenszeit.

Nun waren dessen Erben an der Reihe. Nach der Ermordung Caesars im März 44 v. Chr. war Marcus Antonius als Konsul und enger Vertrauter des Diktators der Führer der Caesarianer. Diese Position wurde ihm allerdings von Gaius Octavianus streitig gemacht, der von Caesar nicht nur adoptiert, sondern auch zum Haupterben eingesetzt worden war. Als Reitergeneral und Oberbefehlshaber mehrerer kampfstarker Legionen in Gallien kam Lepidus die Rolle des Züngleins an der Waage zu; er hatte wohl auch das Treffen bei Bononia vorbereitet.

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Dass sich Antonius und Octavian überhaupt darauf einließen, hing mit ihrem militärischen Anhang zusammen. Für einen Krieg gegen die Parther hatte Caesar ein riesiges Heer zusammengezogen, von dem große Teile bei Brundisium (Brindisi) lagerten. Der ursprüngliche Plan des Antonius, mit diesen Truppen in den Kampf gegen die Caesar-Mörder, den Senat in Rom und den Adoptivsohn des Diktators einzusteigen, scheiterte aber an der Loyalität der Legionäre. Octavian gelang es nicht nur, mit seinem neuen Namen Gaius Iulius Caesar unter den Veteranen seines Adoptivvaters Truppen zu rekrutieren, sondern ganze Legionen zum Übertritt zu gewinnen.

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Cicero, der nach dem Tod Caesars zum Wortführer des Senats aufgestiegen war, setzte auf ein Bündnis mit Octavian, den er leichter in eine Front gegen Antonius einzubinden glaubte. Tatsächlich marschierte der junge Caesar nach Rom und stellte der Republik seine Soldaten zur Verfügung. Im Gegenzug wurde er mit Ehren überhäuft und konsularischer Amtsgewalt ausgestattet. Zusammen mit den Konsuln Hirtius und Pansa zwang er Antonius in die Defensive, der im April 43 v. Chr. die Schlacht gegen das Senatsheer bei Mutina (Modena) verlor.

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Aber die Konsuln fielen, sodass Octavian der alleinige Gewinner wurde und sich umso weniger mit der Rolle einer Senatsmarionette abfinden mochte. Seine Forderung, eines der frei gewordenen Konulate zu erhalten, wurde vom Senat jedoch zunächst abgelehnt. Als Octavian daraufhin erneut nach Rom marschierte, musste sich das altehrwürdige Gremium jedoch dem militärischen Druck beugen. Caesars Adoptivsohn erhielt das höchste Amt, zugleich wurde die Erklärung des Antonius zum Staatsfeind, kassiert. Stattdessen wurden die Mörder Caesars, die sich im Osten des Reiches eine Machtbasis aufbauten, zu Feinden des Staates erklärt.

Damit hatte Octavian eine Brücke zu Antonius gebaut, der sich inzwischen mit Lepidus zusammengetan hatte. In Bononia verteilten die drei Männer die Provinzen. Antonius erhielt Gallien, Lepidus Spanien und Octavian musste mit Africa, Sizilien und Sardinien den Kampf gegen Sextus Pompeius übernehmen, den Sohn des großen Pompeius, der mit seiner Flotte weite Teile des Mittelmeers kontrollierte. Durch Senatsbeschluss vom 27. November wurde das Triumvirat „zur Aufrichtung des Staates“ zu einer Institution der Republik, der für fünf Jahre die Gesetzgebung und die Besetzung aller Ämter zukam.

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Außerdem „bestimmten sie noch weiter, alle ihre Feinde umzubringen“, schreibt Cassius Dio. Nach dem Vorbild des Diktators Sulla füllten sich die Proskriptionslisten. Etwa 300 Senatoren und 2000 Ritter fielen den Mordkommandos zum Opfer, allen voran Cicero, dessen Namen von seinem Todfeind Antonius gesetzt wurde. „Die Stadt füllte sich mit Leichen“, schreibt Cassius Dio. „Ihre Köpfe wurden auf der Rednertribüne zur Schau gestellt, und ihre Leiber teils am Ort der Ermordung hingeworfen und von Hunden und Vögeln aufgezehrt, teils in den Fluss (Tiber) geworfen.“

Allerdings folgte das „Zweite“ Triumvirat auch seinem privaten Vorbild. Nachdem sie gemeinsam die Caesar-Mörder geschlagen hatten, brach Octavian jeglichen Widerstand im Westen. Lepidus wurde zunächst mit Africa abgefunden und verlor als Pontifex Maximus jeglichen Einfluss aber nicht sein Leben. Bei Actium an der Westküste Griechenlands schlugen Octavian auf der einen und Antonius und seine Geliebte Kleopatra 31 v. Chr. die Entscheidungsschlacht. Octavian stieg zum Augustus auf, bekam aber – anders als sein Adoptivvater Caesar – während seiner langen Regierungszeit bis 14 n. Chr. die Chance, seiner Alleinherrschaft ein stabiles Korsett zu geben.

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Dieser Artikel wurde erstmals im November 2022 veröffentlicht.

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